Regina Berlinghof:

Tollkirschen von Tussi Sargnagel:

Folge 25


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Tussi, sind Manager religiös?

Selbstverständlich. Sie sind die selbstlosen Priester des Kapitals und vertreten dessen Werte. Auch mit den Mitteln der Sprache. Sie predigen die Tugenden der Bescheidenheit bei Mitarbeitern, leben selbst wie die Made im Speck (Spitzengehälter von mehreren Millionen Mark im Jahr sind keine Seltenheit, so Manager Magazin) und wem das nicht paßt, den schicken sie in die Hölle (=Entlassung). Motto: Krieg den Hütten, Friede den Palästen.
 

Tussi, sind Managergehälter Kostenfaktoren für eine preisgünstige Produktion?

Selbstverständlich nicht. Genausowenig wie Fisch kein Fleisch, Bier kein Alkohol ist und Schinken nicht vom Schwein stammt. Also sprach Klaus Wellershoff, Chefökonom von UBS Warburg, einer der größten Banken, zu Personalentlassungen (FAZ 28.7.01): „Großunternehmen schaffen keine Beschäftigung. Es ist auch nicht deren Aufgabe. Sie sind dazu da, ihre Größenvorteile für eine preisgünstige Produktion zu nutzen. Zum günstigen Produzieren gehört, dies mit so wenig Mitarbeitern wie möglich zu machen.“
Die Frage der Kosten von Managergehältern, Abfindungen und Schadensersatz bei Mißmanagement stellte sich weder beim Interviewer Winand von Petersdorff noch beim Interviewten. Verständlich!
 

Tussi, sind Mitarbeiter für Manager Menschen?

Selbstverständlich nicht. Heute heißen Mitarbeiter bei UBS und vielen anderen Unternehmen nicht mehr Mitarbeiter, nicht einmal mehr Untergebene oder Personal, was Menschen kennzeichnet, sondern „Human Resources“, also menschliche Rohstoffe, Menschenmaterial. Bei diesen zusammengesetzten Worten liegt das Gewicht auf dem zweiten Wort. Mitarbeiter also auf einer Ebene wie Bodenschätze, Betriebskapital, Inventar.
 

Tussi, ist der Gehweg für die Fußgänger da?

Selbstverständlich nicht. Er dient als Überholspur für die Radler, wenn der Radweg verstopft ist.
 

Tussi, ist die katholische Kirche eine Kirche der Liebe?

Selbstverständlich. Sie hat Bischof Milingo nicht nur aus den Klauen der Moonie-Konkurrenzsekte gerettet, sondern auch aus den Klauen einer Frau. Sie erspart ihm damit eheliche Auseinandersetzungen mit einer vielleicht kritischen, kämpfenden und sogar selbständigen Frau. Sie erspart ihm die Sorge um Kinder, die sich womöglich nicht von Papa und der Kirche zu gehorsamen Schäflein degradieren lassen wollen. So ist er denn unter die liebenden Fittiche der Kirche zurückgekehrt und ruhe daselbst in Frieden!
 

Tussi, verletzt die katholische Kirche das Gebot der Armut und Keuschheit?

Selbstverständlich. Sie hält sich zwar an das Gebot der Ehelosigkeit und großenteils an das Gebot der Kinderlosigkeit  - aber vom Gebot der Jüngerlosigkeit will sie nichts wissen
 

Tussi, gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen Kindern und Falschparken?

Selbstverständlich. Beide entspringen der Sünde. Wie schrieb die FAZ am 16.8. so schön: „..“so wird Milingo selbstverständlich, wie es in diesen Fällen üblich ist, für den Unterhalt der Nachkommenschaft aufkommen müssen. Das gleich gilt für einen Strafzettel, den er von italienischen Ordnungshütern erhielt, als er vor Castelgandolfo falsch parkte.“ Natürlich kann Bischof Milingo selbst keine Zahlungen leisten, da er Armut gelobt und sein Vermögen weggegeben hat. Wie schön, daß die liebes- und leibfeindliche Kirche, die die Religion der Liebe predigt, wenigstens zahlungsfähig ist!
 
 

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Stand: 20. August 2001


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